Montag, 21. November 2011

Heimatkunde 2012 Vorschau: Ein «buntes Wunder» unter Erde

Die Sammlung Robert Spreng in Reiden Lea Brun 

Kleine, private Kunstsammlungen bekommt man nicht sehr oft zu sehen, denn sie werden oftmals nach dem Tod eines Sammlers auseinandergenommen und auf Museen und Galerien verstreut, oder sie sind schlicht und einfach nicht öffentlich zugänglich. Die Gemeinde Reiden darf sich als Besitzerin einer kompletten Kunstsammlung glücklich schätzen. Die Sammlung Robert Spreng zeigt im kleinen Rahmen die breite Fächerung der Schweizer Kunst im 20. Jahrhundert. 

Schweizer Landschaften, Bauernhäuser und grasende Kühe – ungefähr so habe ich mir die Darstellungen der Kunstsammlung vorgestellt, welche sich in Reiden unter der Erde im Zivilschutzkeller des Johanniter-Schulhauses befindet. Für eine Studentin der Kunstgeschichte war dies wohl nicht gerade eine sehr reflektierte Einschätzung, wenn man bedenkt, wie vielseitig sich die Schweizer Kunst zeigt. So durfte ich glücklicherweise mein «buntes Wunder» erleben, als ich zum ersten Mal die Sammlung Robert Spreng besuchte. 

Die 160 Werke, darunter Ölbilder, Aquarelle, Collagen, Zeichnungen, Glasmalereien und Plastiken, bieten einen Querschnitt durch das Schweizer Kunstschaffen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eine bemerkenswerte Vielfalt präsentiert dem Besucher, welche internationalen Einflüsse die Schweizer Künstler geprägt haben und wie aber auch eigene kreative Darstellungsweisen möglich werden konnten. Solche Bilder als einheitliche Sammlung in einer ländlichen Gemeinde sind keine Alltäglichkeit, und es lohnt sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen. 

Ein Sammler, ein Geschenk 

Es ist gewissermassen ein Erbschatz, den die Einwohnergemeinde Reiden 1969 unverhofft erhielt. Robert Spreng, der in Basel wohnte, jedoch Bürger von Reiden war, schenkte seine Kunstsammlung mittels Testamentsvollzugs der Gemeinde Rieden. 
Spreng kam 1890 in Säckingen (Deutschland) auf die Welt und lernte bei seinem Vater die Kunst der Fotografie. Begeistert von der Lichtbildnerei entschloss er sich für eine Ausbildung an der Gewerbeschule Basel und unternahm Studienreisen, unter anderem nach Paris und München. Sein Leben verbrachte er vor allem in Basel, wo er ein Atelier eröffnete. Neben Porträt-, Sach- und Industriefotografie stach Spreng schon mit jungen 23 Jahren auch als Pionier in seinem Gebiet hervor. So entwickelte er ein Farbpigment- Verfahren für die Fotografie, wofür er 1913 in Antwerpen mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Auch die damals neuartige Kunst der bewegten Bilder ging nicht spurlos an Robert Spreng vorbei. Im Jahr 1926 drehte er den ersten Schweizer Farbfilm «Schweizerische Alpenpost».

Als Fotograf bekam er immer wieder Aufträge von Künstlern, die ihre Bilder ablichten lassen wollten. Robert Spreng verlangte dafür kein Geld, sondern jeweils ein Gemälde oder eine Plastik des Künstlers. Mit den Augen eines Kunstschaffenden wählte Spreng gezielt Werke aus. Somit wuchs eine Sammlung heran, die am Puls der Zeit ein Stück des Kunstgeschehens in Basel und der Schweiz eingefangen hat. Nebst dem ist die Sammlung von persönlichen Vorlieben und Freundschaften geprägt und somit immer an die Person Robert Spreng gebunden. Dadurch besitzt sie einen Charakter, welcher durch verschiedene Schwerpunkte in der Sammlung geformt wird.

Hermann Scherer, Hany, 65 - 55 Zentimeter, Sammlung Robert Spreng, Reiden: Abbildung 1.
© Gemeinde Reiden


...vollständiger Artikel in der Heimatkunde 2012.