Donnerstag, 26. Januar 2012

Geschichtliches Gemeinde-Portrait von Aarburg

Polit. Gem. AG, Bez. Zofingen. Ma. Städtchen in der Aareklus zu Füssen der gleichnamigen Burg und Festung, vorgelagert eine seit dem MA bestehende, nie befestigte Vorstadt entlang der Aare sowie ausgedehnte Industriequartiere des 19. und 20. Jh. 1123 Areburc. Um 1400 ca. 180 Einw.; 1764 569; 1798 1'029; 1850 1'700; 1900 2'300; 1970 5'943; 2000 6'263.

Kelt. Münzfunde. In röm. Zeit führte eine Strasse von Olten in die Innerschweiz über A. (Münzdepot des 3. Jh.), später die Nord-Süd-Verbindung von Basel über Olten nach Luzern (seit 1856 auch per Bahn). Die Burg auf dem Felssporn über der Aareklus, die sich als Zoll- und Übersetzstelle anbot, wurde erstmals indirekt erw. mit der Nennung des frohburg. Gf. Adelbero von A. 1123. Die Frohburger verkauften die mit Dienstmannen (sog. Freie von A.) besetzte Burg und die zugehörige Herrschaft 1299 den Hzg. von Österreich. Von der Siedlung am Fuss der Burg ist in älteren Quellen nicht die Rede. Erst 1330 wird sie explizit als Stadt bezeichnet; zu spät, um -- wie früher angenommen -- eine frohburg. Gründung zu sein. Archäolog. Erkenntnisse stützen diese These; ein für die Stadtanlage wichtiger Bau wurde jüngst auf 1312 datiert. Hoch- und Niedergericht gehörten den Inhabern der Burg. Nur je 3-4 km von den blühenden frohburg. Kleinstädten Zofingen und Olten entfernt, blieb für A. nur ein enger Wirtschaftsraum. A. wuchs daher nicht über die Grösse eines Zwergstädtchens hinaus. Die Aareschifffahrt besass bis zum Aufkommen der Bahn um 1860 eine hohe wirtschaftl. Bedeutung (Höhepunkt 1600-1750). Der südl. des Städtchens gegen die Fliessrichtung der Aare einmündende Bach Tych verursacht am Aareknie einen kreisenden Strudel (sog. Waage), der einen natürl. Flusshafen bildet (Hafen 1361, Fahr 1431 erw.). Hier wurden v.a. Wein und Salz umgeschlagen und durchs Wiggertal ins Luzernische geführt. Das Holz der grossen Waldungen südl. der Aare wurde hier zu Flössen gebunden.

1415 nach kurzer Belagerung in bern. Besitz gebracht und ab 1416 als Landvogteisitz verwendet, wurde die Burg nach dem Bauern- und 1. Villmergerkrieg 1659-73 zur Festung umgebaut, die sich mit gestaffelten Werken über den ganzen Grat hinzog und bis ins 18. Jh. Erweiterungen erfuhr. Am 10.3.1798 wurde sie kampflos den Franzosen übergeben. Das als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestufte Bauwerk diente im 19. Jh. als kant. Zeug- und Zuchthaus und ist seit 1893 Heim für schwer erziehbare Jugendliche. Nach einem Stadtbrand 1840 wurde die keilförmig zwischen Burgfelsen und Fluss eingepasste Altstadt wiederaufgebaut, ohne die schmale Nordflanke mit den Hauptbefestigungen. Kirchl. zählte A. bis 1484 zur Grosspfarrei Zofingen und bildet seither ein eigenes Kirchspiel. Die 1840 ebenfalls eingeäscherte Kirche stand an der Stelle einer früheren Burgkapelle am Aufstieg zur Burg und wurde 1842-45 als neugot. Saalkirche mit Doppelturmfassade durch Johann Jakob Heimlicher neu errichtet. Seit dem 19. Jh. siedelten sich Industriebetriebe versch. Branchen an, anfängl. v.a. der Textilindustrie (erste Fabrik 1824), vermehrt wieder seit der Erstellung der Nationalstrassen A1 und A2, die sich 2 km südöstl. von A. verzweigen. A. ist stark industriell geprägt und weist seit 1950 etwa gleich viel Arbeitsplätze wie Erwerbstätige auf. 1920-80 betrug der Anteil der Arbeitsplätze in der Industrie stets zwischen 56% und 69%, 1990 noch 47% (1. Sektor 1%, 3. Sektor 52%). Eine Bezirksschule besteht seit 1836. A. gehört heute zur Agglomeration Olten und bildet gleichzeitig mit Rothrist, Oftringen und Zofingen einen eigenen Siedlungsschwerpunkt im untersten Wiggertal.

Literatur
– J. Bolliger, A., 1970
– P. Frey, «Der Kernbau der Alten Post in A.», in ArS 12, 1989, 78-85
– A. Bickel, Zofingen von der Urzeit bis ins MA, 1992, 476-480
– A. Hüssy et al., Festung A., 1994

Autorin/Autor: Andreas Steigmeier

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz

Dienstag, 17. Januar 2012

Fotogalerie: Vorstandssitzung im Schloss Wyher März 2011

Aufnahmen und Bearbeitung: Patrick Kurmann, Willisau






Geschichtliches Gemeinde-Portrait von Hergiswil

Polit. Gem. LU, Amt Willisau. H. umfasst das hintere Tal der Enziwigger im nördl. Napfgebiet und liegt in einer typ. Einzelhof-, Wechsel-, Alp- und Waldwirtschaftsregion. 1246 de Hergosswile. Um 1695 ca. 650 Einw.; 1798 223 (im alten Twing); 1816 2'021 (Dorf im Umfang der Pfarrei); 1850 2'487; 1900 1'940; 1950 2'130; 1980 1'780; 2000 1'809. Auf Salbüel befand sich vom Ende des 10. bis zur Mitte des 13. Jh. eine Erd-Holz-Burg. Um 1300 beanspruchte Habsburg die hohen und niederen Gerichte im Twing H. und in Wiggen. Siedlungen freier Leute wie z.B. Opfersei und Wissbühl gehörten zur oberen Burg Willisau. Ab 1407 stand H. unter Luzerner Herrschaft bzw. unter dem Stadtgericht von Willisau. 1605 konnte das bis anhin im Willisauer Sprengel integrierte H. eine Pfarrei bilden, die den Umfang des Twings weit übertraf. Sie bildete auch die Grundlage des späteren Steuerbriefs und der Gemeinde. Eine Kapelle besteht vermutlich seit dem 16. Jh. Die erste Kirche wurde 1603 geweiht (Kuratkaplanei ab 1602). Die zweite entstand 1840-42. Im 14. Jh. ist eine Mühle erwähnt und noch in der Frühneuzeit wurde viel Getreide angebaut. Im alten Twing H. bestand bis um 1598 Dreizelgenwirtschaft, und der Twingwald wurde erstmals im 16. Jh. aufgeteilt. Bis ins 19. Jh. betrieb man auch Flussgoldwäscherei. Industrie siedelte sich keine an. Im 20. Jh. gewann aber die Fleischproduktion, Mastschweine und Hühnerzucht, an Bedeutung. 2000 war fast die Hälfte der in H. Erwerbstätigen im 1. Sektor beschäftigt. Zu Beginn des 19. Jh. ereignete sich ein Dorfbrand. Im 19. Jh. befand sich bei der Bergkapelle St. Joder eine Einsiedelei, die der Waldbruder Michael Achermann von Malters, ein Bildhauer, bewohnte. Der Dorfkern wurde bis 1920 nach biedermeierl.-ital. Art gestaltet. 1956 baute die Gem. drei Schulhäuser, wobei das Schulhaus St. Joder 1971 wieder stillgelegt wurde.

Literatur
– Kdm LU 5, 1959, 115-122
– A. Bickel, Willisau, 1982
– J. Zihlmann, Namenlandschaft im Quellgebiet der Wigger, 1984
– W. Meyer, Pfostenbau und Grubenhaus, 1991
– A. Ineichen, Innovative Bauern, 1996

Autorin/Autor: Waltraud Hörsch

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz

Montag, 16. Januar 2012

Fotos vom Heimattag 2011 in Wikon

Aufnahmen: Stefan Bossart, Willisau
Beschaffung: Willi Korner, Willisau und Martin Geiger, Willisau
Bearbeitung: Patrick Kurmann, Willisau