Bei herrlichstem Novemberwetter interessierten sich über 60 Personen für die Entwicklungsgeschichte der Wauwiler Ebene vom Flachsee und Sumpfland bis hin zum heute vielseitig genutzten Landwirtschafts- und Erholungsgebiet. Die Heimatvereinigung Wiggertal konnte mit dem Kultur-Ingenieur Peter Manz einen versierten Kenner gewinnen und dieses Jahr zum Kostbarkeitenanlass bei der Schötzer Ronmühle einladen.
„Über zwei Jahrhunderte haben verschiedenste Meliorationen das Bild der Wauwiler Ebene stark verändert. Entwässerungen, Torfgewinnung, Bodenverbesserungen und Wegnetzbau verlangten enorme Anstrengungen und kosteten grosse Summen“, fasste Referent Manz zusammen.
Wie bringt man das Ron-Wasser in die höher fliessende Wigger?
In mehreren Etappen wurde der frühere Wauwiler oder Schötzer See durch Absenkung der Ron trockengelegt. Mit Betonelementen konnte verhindert werden, dass die tiefliegende Bachsohle des Hauptkanals durch den Wasserdruck wieder angehoben wurde. Um den Wasserabfluss zu verbessern, musste das Kanalbett um mehrere Meter abgesenkt werden. So unterquert die Ron unterhalb der Ronmühle die Wigger in einem Tunnel, um weiter flussabwärts das Niveau des Hauptflusses zu erreichen und so abfliessen zu können- eine wahrhaft wasserbauliche Meisterleistung! Die Begehung vor Ort entlockte manchem Besucher ein respektvolles Staunen.
Landgewinnung mit vielen Herausforderungen
Die Aussicht auf eine verbesserte Nahrungsmittelproduktion war eine der starken Triebfedern für die Landgewinnung. In den 50er-Jahren betrug die Landabsenkung durch zu starke Entwässerung bis zehn Zentimeter jährlich. Darunter litten auch die Entwässerungsleitungen, und Strassenbefestigungen waren schwierig. Bauten auf der instabilen Seekreide gerieten in Schieflage, das Bahntrasse bei Egolzwil bis Wauwil brauchte aufwändige Fundamentierung. Ausgetrocknete Seekreide verursachte weisse Staubstürme bis nach Sursee. Der schwarze Boden verlangte nach viel Dünger, und trotzdem eigneten sich nur bestimmte Pflanzen für einen mehr oder weniger ertragreichen Anbau. Der torfige, seekreidehaltige Boden war lange ein pflanzenbauliches Experimentierfeld auf der Suche nach geeigneten Getreide- oder Gemüsesorten. In einem Zeitungsartikel von 1932 waren auch kritische Äusserungen zur Entwässerung und zur Kosten-Nutzen-Rechnung zu vernehmen. Diese Stimmen verstummten aber im Zweiten Weltkrieg mit dem Anbauplan Wahlen weitgehend.
Zwischen 1930 und 1980 führten anliegende Gemeinden Güterzusammenlegungen durch. Eigentum und Felder wurden neu geordnet, Wasserläufe angepasst, ein bewirtschaftungsfreundliches Strassennetz errichtet und Höfe aus den engen Dörfern in die Ebene zu den arrondierten Feldern ausgesiedelt.
Die scheinbar unerschöpfliche Ebene bot auch Nahrung für Pläne wie Flugplatz, Ölraffinerie, Kehrichtdeponie oder Freizeitpark, die jedoch wieder verworfen wurden.
Die Wauwiler Ebene – Chance nicht nur für die Landwirtschaft
Die grossflächige Intensivierung der Landwirtschaft belastete Böden und Gewässer arg. Im Zeichen der Ökologisierung bereichern heute Naturschutzflächen die Tier- und Pflanzenvielfalt und bilden einen abwechslungsreichen Erholungsort. Der Verständniswandel zeigt sich auch darin, dass früher Subventionen für Drainageleitungen flossen und heute deren Offenlegung unterstützt wird.
Das sehr gehaltvolle Referat von Peter Manz machte allen Anwesenden deutlich: Die Wauwiler Ebene ist wahrhaftig eine Kostbarkeit voller Geschichte(n)!
Text und Fotos Pius Häfliger
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Die Ron unterquert die Wigger und versetzt die Besucher ins Staunen |
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Besichtigung des Ronkanals |
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Peter Manz gibt Auskunft |
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Edi Gassmann (links) und Peter Manz beim Diskutieren mit interessierten Gästen |
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Peter Manz bei seinem interessanten Referat |
Nachträglicher Hinweis von Patrick Kurmann:
Auf dem Webauftritt der Gemeinde Wauwil lässt sich über ein Video eine kleine Reise in die Vergangenheit unternehmen - zu einer Zeit mit einem Wauwil am See: