Vorwort
Es war ein weiser Entschluss, 1932 die Heimatvereinigung Wiggertal ins Leben zu rufen. Die Gründung erfolgte in einer sehr angespannten Epoche. Ganz sicher müssen Protagonisten am Werk gewesen sein, denen "kulturelle Kostbarkeiten" des Wiggertals viel bedeutet haben. Ihnen muss es wichtig gewesen sein, dass auch künftige Generationen die Augen für "Wiggertaler Kulturanliegen " offen halten.
Ein Kulturverein wie die Heimatvereinigung vermag nicht alles zu machen, was für eine nachhaltige Pflege und Erhaltung unseres Lebensraums "Wiggertal" erforderlich ist. In vielen Bereichen braucht es den politischen Willen, öffentliches Geld zu sprechen, das für die Kultur eingesetzt wird. Wir dürfen zudem erfahren, dass sich immer wieder private Geldgeber finden, die die Notwendigkeit von Investitionen in kulturelle Werke einsehen und entsprechende Projekte unterstützen.
Ohne jetzt eine Liste zu erstellen, die unvollständig wäre, fallen uns doch viele Objekte in unserem Lebensraum Wiggertal ein, die wunderbar in die Landschaft strahlen. Da waren öffentlicher und privater Wille vorhanden, diesen Objekten Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist zu hoffen, dass solche Errungenschaften für unsere Region auch künftig erhalten bleiben. Es ist zu hoffen, dass auch Werke der Gegenwart und der Zukunft aus unserer Region einen gebührenden Stellenwert bekommen.
Seit 1932 wirft die Heimatvereinigung ein wachsames Auge auf unsere zahlreichen Oasen von Kultur, Geschichte, Naturereignissen und auf ausserordentliches Schaffen von Menschen aus dem Wiggertal.
Im sehr informativen Jahrbuch der Heimatvereinigung, der „Heimatkunde Wiggertal“, sind viele kleine und grosse Ereignisse kompetent dargestellt. Die gut bewirtschaftete Homepage www.hvwiggertal.ch orientiert laufend über Aktualitäten und Aktivitäten. In Kürze sind dies:
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Aufmerksamkeit gegenüber historischen Bauten in unserem Einzugsgebiet, Engagement für die Erhaltung naturnaher Lebensräume, Angebot des archäologischen Museums in Schötz, Durchführung von naturkundlichen und historischen Exkursionen, Jährliche Kartenaktion mit einem einheimischen Künstler, Publikation von anregenden und überaus lesenswerten Artikeln zu verschiedenen Lebensreichen in der jährlich erscheinenden „Heimatkunde“.
Die Heimatvereinigung wurde in eine Epoche hinein geboren, als das Vereinsleben einen hohen Stellenwert hatte in der Gesellschaft. In verschiedenen Bereichen wurden neue Vereine gegründet. Gemeinschaftserlebnisse waren wichtig und fanden vorwiegend in Vereinen statt. Mit Selbstverständlichkeit stellten sich gut gesinnte Menschen für Vereinsarbeiten zur Verfügung. Für Chargen in den Vereinen gab es genug Kandidierende oder sogar mehr als erforderlich. Unentgeltliche Führungsarbeit war eine Selbstverständlichkeit. Ein feines Essen mit einem Tropfen Wein in fröhlicher Gemeinschaft war ein Erlebnis, das viel Aufwand für den Verein vergelten konnte.
Wir erleben heute hautnah, dass wir in einer andern Zeit als Verein unterwegs sind. Wir haben keine andere Wahl, als uns dieser neuen Situation zu stellen. Gewisse Anpassungen an neue Umfelder, die für ein florierendes Vereinsleben gewachsen sind, werden unumgänglich sein. Wir werden überprüfen müssen, welche Anpassungen wir vorzunehmen haben.
Die geschehenen Veränderungen brauchen keine Schuldigen. Es gibt sie auch gar nicht. Die Gesellschaft verändert sich stetig, ob wir wollen oder nicht. Für das Gedeihen eines Vereinslebens, wie es viele von uns geschätzt und geliebt haben, sind einige Entwicklungen schmerzhaft.
Keine Anpassungen müssen wir machen, was die Zielsetzungen unserer Heimatvereinigung betreffen. Anpassungen sind aber wohl erforderlich, mit welchen Mitteln wir zu diesen Zielsetzungen weiterhin die nötige Sorge tragen können.
Auf einem kleinen Bergbauernbetrieb auf dem Menzberg aufgewachsen, sind mir und meinen Familien Freude und Interesse an kulturellem Schaffen wohl in die Wiege gelegt worden. Auf der Oberlehnhöhe durfte ich schon als kleiner Bub die wunderbare Wiggertaler Landschaft überblicken. Die ältere Garde hat mir erzählt, wie sie von diesem Hügel aus 1914-1918 das kriegerische Getue auf dem Hartmannweilerkopf mit Angst und Bange beobachten musste.
Ich habe seither ein tiefes Verständnis für Menschen, die sorgfältig umgehen wollen mit ihrer Heimat und mit den Kostbarkeiten der Heimat. Ich habe aber auch Verständnis für Menschen, die keine Heimat haben, aber eine suchen, wo sie dann ihre kreativen Lebenskräfte entfalten möchten.
So möchte ich mit Zuversicht zusammen mit allen, die guten Willens sind, den Weg mit der Wiggertaler Heimatvereinigung weiter gehen. Ich muss gestehen, gewartet habe ich nicht auf die Aufgabe, welche mir nun bald zustehen soll. Ich möchte aber versuchen, meinen Beitrag zu leisten, der den Möglichkeiten entspricht.
Menzberg, im Herbst 2016
Xaver Vogel,
Präsident der
Heimatvereinigung Wiggertal