Anita Fries
Wer sich aufmacht, um die Burgruine Kastelen zu besichtigen, spaziert am besten auf dem Chasteleweg vorbei am Schloss Castelen auf den Hügel.
Ein Hügel, drei Schreibweisen: Kastelen – Chastelen – Castelen. Was ist richtig, was ist falsch? Wer hat mit seiner Schreibweise recht? Ist, wer sich auf den Chastelenweg begibt, rechtschreibtechnisch oder sogar sprachgeschichtlich auf dem Holzweg?
Um es vorwegzunehmen: Man läuft weder Gefahr, auf dem Holzweg zu sein noch einen Rechtschreibfehler zu machen. Denn was sich auf den ersten Blick als unlogisch oder gar als ein an babylonische Sprachverwirrung gemahnendes Wirrwarr zeigt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Unterscheidungshilfe und kann als Orientierungshilfe dienen.
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Auf sicheren Pfaden geht’s auf dem Chastelenweg hoch zur Burgruine. |
Erstens: das Wort
Am Anfang sei das Wort: Im «Schweizerischen Idiotikon», welches die deutsche Sprache in der Schweiz vom Spätmittelalter bis ins 21. Jahrhundert dokumentiert, ist weder unter dem Begriff «castelen» noch «Kastelen» ein Eintrag zu finden. «Chastel» hingegen ist belegt: Das Wort dient als Bezeichnung für ein Schloss, eine Burg oder für Örtlichkeiten, wo es einst befestigte Niederlassungen gab. Solche Schlösser oder eben Burgen gibt es in der
Schweiz nebst «unseren» Kastelen etwa in den Kantonen Bern, Basel, Aargau oder Thurgau; das bündnerische Tiefencastel oder das freiburgische Châtel St-Denis beispielsweise führen den lateinischen Begriff «castellum» bis heute deutlich erkennbar mit sich.
Die Römer – und damit wären wir bei den wirklichen sprachgeschichtlichen Ursprüngen des Begriffs – bezeichneten mit «castellum» eine Festung, befestigte Plätze oder einen Zufluchtsort.
Zweitens: Landeskarte der Schweiz, 1:25 000
Wer sich in unbekanntes Terrain begibt, nimmt ein GPS-Gerät oder, vielleicht etwas altmodischer, eine Karte zu Hilfe. «Karten lesen ist keine Hexerei!», verkündet ein Hinweis auf dem Blatt «1129 Sursee» der Landeskarten der Schweiz.
Eine Hexerei ist es definitiv nicht, auf dieser Karte Alberswil zu finden und mithilfe der Höhenkurven sowie den Symbolen das Kreuz, den Turm und die Ruine auf «Kastelen» auszumachen. Aber es ist wie verhext: Auch die Landestopografie liefert keine Schreibhilfe, im Gegenteil, sie stiftet nur zusätzliche Verwirrung: Weder Hügel, Ruine noch Schloss sind beschriftet, dafür aber ist der Landwirtschaftsbetrieb namentlich erwähnt: «Chastelenhof» ist deutlich zu lesen.
Der vollständige Artikel befindet sich in der Heimatkunde 2012.