Montag, 21. Mai 2012

Geschichtliches Gemeinde-Portrait von Ohmstal

Polit. Gem. LU, Amt Willisau, auf der linken Seite des unteren Lutherntals gelegen. Um 1150 Omistal, 15.-17. Jh. auch Amanstal. 1798 233 Einw.; 1850 416; 1900 283; 1950 297; 2000 317. Die Gem. O. entstand 1819 aus dem im Hügelgebiet gelegenen, um 1803 entstandenen Steuerbrief O. - laut Tradition des 17. Jh. ein ehem. Meierhof, später Einzelhofgebiet - und der in der Luthernebene im Twing Ettiswil gelegenen Vogtei der Siedlung Niederwil. Sie wurde bis ins 20. Jh. auch O.-Niederwil genannt. Bis mindestens zur Einhegung 1606 kannte O. Twing- und Zelgenverfassung. Um 1150 besass das Kloster Muri hier Güter. Zehnt und einige Güter von O. gehörten um 1330 dem Kloster Einsiedeln. Die Höfe von O. teilten ab dem SpätMA die Handwechsel von Zell und eines Teils von Schötz. Sie gelangten Ende des 13. Jh. an die Herren von Büttikon, 1421 an Luzern, ab 1424 an die Herbort, um 1600 an Ulrich Heinserlin, 1628 an Ludwig Schumacher und 1664 an die Herrschaft Wyher. Als gerichtlose Höfe unterstanden sie dem Stadtgericht Willisau, 1798-1803 der Munizipalität Schötz. Niederwil bildete ca. 1303-1798 einen Teil der Herrschaft Kasteln. Kirchlich gehörte O. bis 1866 zur Pfarrei Ettiswil, seither zu Schötz, einzelne Höfe zu Gettnau und Zell. In der seit jeher landwirtschaftlich geprägten Gem. besteht seit 1967 eine Mastkükenbrüterei in Niederwil. 1841-83 lebten Eremiten in der Einsiedelei ob Niederwil und 1903-14 war ein Kurhaus in Betrieb.

Literatur
– Kdm LU 5, 1959, 162
– J. Zihlmann, «Ohmstaler Hof- und Flurnamen», in Heimatkunde des Wiggertales 32, 1974, 9-27
– F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977
– A. Ineichen, Innovative Bauern, 1996

Autorin/Autor: Waltraud Hörsch

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz

Geschichtliches Gemeinde-Portrait von Grosswangen

Polit. Gem. LU, Amt Sursee, gelegen im unteren Rottal und bestehend aus Innerdorf, Oberdorf, Roth, Sigerswil und Stettenbach. 893 Wanga. 1745 1'540 Einw.; 1810 1'842; 1850 2'724; 1900 2'035; 1950 2'436; 1970 2'213; 2000 2'713. Das Gebiet von G. ist vermutlich seit der Jungsteinzeit besiedelt. Römerzeitl. Siedlungsspuren aus dem 1. Jh. n.Chr. fanden sich in Oberroth. Im Innerdorf wurde eine alemann. Grabstätte aus dem 7. Jh. n.Chr. freigelegt. Vermutlich im 12. Jh. kam das Gut Wangen in den Besitz der Frh. von Wolhusen. Deren älterer Zweig zog sich vor 1300 auf die Burg G. (1277 castrum Wangen, heute Burghügel) als Herrschaftszentrum auch für Grossdietwil zurück. Im 14. Jh. wurde G. habsburg. Lehen. Im 15. Jh. kam es an Luzern und gehörte bis 1798 zur luzern. Landvogtei Ruswil. Als Pfarrei ist G. seit dem frühen 14. Jh. bezeugt. Die erste, Bf. Konrad von Konstanz geweihte Kirche wurde vermutlich von den Frh. von Wolhusen gestiftet. Vor 1400 gelangte das Kirchenpatronat mit dem Kanzelgericht von den Frh. von Wolhusen an die Fam. von Lütishofen. 1478 ging die Pfarrei an das Stift Beromünster. Am Auffahrtstag findet eine regional bekannte Wallfahrt zur St.-Antonius-Kapelle in Stettenbach statt.

Siedlungsgeografisch liegt G. in einer Übergangszone: Das tiefer gelegene, flachere Gemeindegebiet, der sog. Twing Wangen, kannte bis ins 18. Jh. hauptsächlich die dörflich organisierte Dreizelgenwirtschaft, der höher gelegene Teil der sog. 14 äusseren Höfe gehörte zur von Einzelhöfen geprägten Feldgraswirtschaftszone. Gesellschaftlich und politisch wurde G. über den Zusammenbruch des Ancien Régime hinaus von wenigen Grossbauernfamilien dominiert. In bescheidenem Ausmass boten sich bis in die Mitte des 19. Jh. alternative Erwerbsmöglichkeiten in der textilen Heimindustrie. Die Landwirtschaft prägt G. bis heute. Der Schweinemast kommt eine überdurchschnittl. Bedeutung zu. 2000 war etwa ein Fünftel der in der Gem. Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt. Seit den 1980er Jahren steht G. im Sog der Stadt Luzern, was mit einem Wohnungsbauboom verbunden ist.

Literatur
– F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977
– W. Frey et al., G., 1993

Autorin/Autor: Walter Frey

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz

Donnerstag, 10. Mai 2012

Geschichtliches Gemeinde-Portrait von Ettiswil

Polit. Gem. LU, Amt Willisau. Südlich des ehem. Seegebiets Wauwilermoos gelegen. Evtl. schon im Zeitraum 1070-90 erw., zwischen 1217 und 1222 Ettiswile. Um 1695 (ohne Berghöfe) ca. 450 Einw.; 1798 622; 1850 1'015; 1900 707; 1950 920; 1970 1'062; 1990 1'509; 2000 1'735. Um 1070/90 vergabte Frh. Seliger von Wolhusen dem Kloster Einsiedeln Besitz zu E., wozu vermutlich auch der Kirchensatz mit dem Meierhof und die Mühle gehörte (1350 inkorporiert; 1963 von der Kirchgemeinde erworben). Die Dotation der Pfarrkirche und das Dorf E. gehörten dem Twingherrn. Das waren bis 1305 die Frh. von Wediswil, die hier, wohl als Erben der Wolhusen, einen Herrschaftsschwerpunkt besassen, 1305-26 das Kloster St. Urban, danach die Herren von Winterberg, welche E. vor 1367 den Herren von Luternau überliessen. Der Einsiedler Meierhof wurde von den Habsburgern als klösterl. Kastvögten (ab 1285) den Herren von Trostberg, ab 1357 den Herren von Luternau verliehen. Diese vereinten Twing und Meierhof E. nach 1367 mit ihrer Herrschaft Kasteln. Als Mitgift kam die Hälfte der Twingrechte in E. 1385 an die Businger. Danach teilten sich die Herren von Kasteln und Wyher die Twingherrschaft; 1664 erwarben die Pfyffer von Wyher die Kasteler Hälfte. Bis zur Helvetik gehörte E. hochgerichtlich zum Amt Willisau, twinggerichtlich zur Herrschaft Kasteln. 1803 kam es zum Distrikt Willisau. 1803-14 war E. Hauptort eines Gemeindegerichtsbezirks, danach Teil des Bezirksgerichts Willisau.

Die Pfarrei E. umfasste auch die Dörfer Alberswil mit Kasteln, Burgrain, Gettnau (Letzteres ab 1939 selbstständige Pfarrei), Ohmstal, Briseck; in der Pfarrei Altishofen versah E. offenbar im SpätMA die Kapelle Dagmersellen und betreute Schötz. 1807/08 wurde der Pfarrei E. Schötz (ab 1866 selbstständig) zugeteilt, ebenso Zuswil, Kottwil, Seewagen. 1967 liessen sich Missionsbenediktinerinnen von Tutzing (Bayern) in der Gemeinde nieder. 1970-96 war E. Sitz der Synodalverwaltung der kath. Landeskirche Luzern. Die Maria und Stefan geweihte Pfarrkirche erhielt um 1650 einen neuen Chor und wurde 1769-71 als bedeutender Barockbau erneuert. Nach einem Wunderereignis um einen Hostienraub (1447) wurde mit Unterstützung Luzerns 1450-52 die Sakramentskapelle errichtet und mit einem Legendenzyklus ausgemalt. Gleichzeitig entstand eine Wallfahrt von eidg. Bedeutung. 1457 überliess Einsiedeln die Kapellenkollatur Luzern; die Pflegschaft nahmen Räte von Willisau wahr.

In E. wird schon 1262 eine Herberge, 1286 eine Mühle erwähnt. Vor 1326 wurde E. Marktort, mit vier Jahrmärkten im 18. Jh. Die Landwirtschaft war in Form des Dreizelgensystems organisiert. Seit der Landwirtschaftskrise der 1870er und 80er Jahre dominieren Milch- und Viehwirtschaft, Schweinezucht und Obstbau. 1827 wurde eine Flechtschule für Kinder eröffnet, um 1825-28 realisierte der Arzt Peter Richli eine Taubstummenanstalt. In der 2. Hälfte des 20. Jh. etablierten sich einige industrielle Produktionsbetriebe. Dank immer noch starkem Primärsektor (2000 43 Landwirtschaftsbetriebe) ist die Beschäftigungsstruktur relativ ausgeglichen. Der 1. Sektor stellte 2000 rund ein Achtel, der 2. etwas mehr als ein Viertel, der 3. fast die Hälfte der Arbeitsplätze in E. Seit 1980 steht der Ortskern unter Schutz.

Das südlich von E. gelegene Schloss Wyher, ein Einsiedler Lehen, wurde 1304 als Sitz der Frh. von Wediswil erstmals erwähnt (zem Wiger, später Wyherhaus: das Schloss war von einem Teich umgeben). Es kam vor 1340 an die Herren von Luternau, 1385 an die Businger, 1455 an die Bircher, gegen Ende des 15. Jh. an die Feer, Herren von Kasteln. Petermann Feer baute es um 1510 zum spätgot. Landschloss aus. Nachdem es 1588 von Ludwig Pfyffer von Altishofen erworben worden war, wurde es zum Stammsitz der Linie Pfyffer von Wyher. 1837-1964 befand sich das Schloss im Besitz der Bauernfamilie Hüsler. Nach einem Brand übernahm es 1964 der Kanton. 1981-83 Aussen-, 1992-96 Innenrenovation und Wiederherstellung des Wassergrabens. Seit 1996 befindet sich im Nebengebäude des Schlosses die Sammlung Josef Zihlmann, welche hauptsächlich religiöse Volkskunst aus dem Kt. Luzern umfasst.

Literatur
– Kdm LU 5, 1959, 64-98
– F. Glauser, «Über Luzerns Beziehungen zur Ettiswiler Sakramentskapelle 1450-1456», in Heimatkunde des Wiggertales 32, 1974, 55-62
– F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977
– A. Bickel, Willisau, 2 Bde., 1982
– B. Bieri, A. Häfliger, Schloss Wyher, 2001

Autorin/Autor: Waltraud Hörsch

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz

Geschichtliches Gemeinde-Portrait von Gettnau

Polit. Gem. LU, Amt Willisau. Am Eingang ins Lutherntal, der Verbindung von Willisau in den Kt. Bern. Ende 9. Jh. Kepinhouva. Um 1695 ca. 350 Einw.; 1798 459; 1850 671; 1900 604; 1950 772; 2000 990. Frühe Befestigungsanlagen sind die ehem. Erd-Holz-Burgen Stattägertli und Hasenmättli (wohl aus dem frühen HochMA). Im 13. Jh. verfügte das Kloster Muri über grösseren Grundbesitz. Die hohe und niedere Gerichtsbarkeit hatten die Habsburger als Klostervögte inne, nach 1407 die Stadt Luzern, vertreten durch die Stadt Willisau. G. gehörte zu den Pfarreien Ettiswil und Zell und besass eine um 1453 von der Gem. erbaute Kapelle. 1932-33 wurde die Pfarrkirche errichtet, 1937 die Pfarrei konstituiert. Das Dorf lag im Gebiet der Dreizelgenwirtschaft. 1606 wurde ein Grossteil des Zelgenlandes eingehegt. 1895 erhielt G. Anschluss an die Bahnlinie Huttwil-Wolhusen. Eine 1859 errichtete Ziegelhütte wurde 1893-94 von Fritz Egger zur Fabrik ausgebaut (heute Teil der AG Ziegelwerke Horw-Gettnau-Muri, AGZ). In G. besteht eine Kiesgrube sowie eine grosse Emmentaler-Käserei. Die Beschäftigungsstruktur ist immer noch vom Primär- und Sekundärsektor geprägt (mit über einem Fünftel bzw. der Hälfte im Jahr 2000).

Literatur
– J. Zihlmann, Die Hof- und Flurnamen der Gem. G., 1968
– A. Ineichen, Innovative Bauern, 1996, 243

Autorin/Autor: Waltraud Hörsch

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz